Realität der Selbstverteidigung: Was Du wirklich wissen musst

Realität der Selbstverteidigung: Was Du wirklich wissen musst

Erfolg ist nicht immer garantiert
Es erstaunt mich immer wieder, wie viele Instruktoren nur ein Ergebnis im Umgang mit Gewalt propagieren: “Du musst gewinnen!.”
Ich verstehe die Notwendigkeit, eine positive Botschaft zu vermitteln, aber wenn das auf Kosten der Realität geht, finde ich das schwer zu schlucken. Wenn Du in eine Messerstecherei gerätst, wirst Du höchstwahrscheinlich verletzt. Wenn Du mit einer Schusswaffe bedroht wirst, kannst Du erschossen werden. Und bei den meisten Gewalttaten, vor allem, wenn mehrere Angreifer beteiligt sind, wirst Du mit großer Sicherheit geschlagen oder getreten. Das sind die unmittelbaren körperlichen Folgen, die es zu bedenken und im Nachhinein angemessen zu behandeln gilt. Vergiss auch nicht die langfristigen emotionalen Auswirkungen von Gewalt – niemand bleibt davon unberührt.

Emotionale Spätfolgen von Gewalt
Ich kenne jemanden, dem einmal von einem Räuber die Brieftasche abgenommen wurde. Obwohl er nicht körperlich angegriffen wurde, hat ihn die Situation tief getroffen. Er hatte Angst und Panik, fühlte sich völlig hilflos und ausgeliefert. Bis heute verfolgen ihn diese Bilder. Er erzählte mir, wie er nachts wach liegt und diese Szene immer wieder durchlebt und sich fragt, ob er mehr hätte tun können. Diese seelischen Narben sind tief und schwer zu heilen.

Entscheidungen in Extremsituationen
Menschen, die ihre Brieftasche einem Räuber übergeben haben, fragen sich oft ihr Leben lang, ob dies die richtige Entscheidung war und ob sie dadurch ihre Würde verloren haben. Lieber ein lebender Feigling als ein toter Held”, sagt ein Sprichwort. Jeder, der seine Brieftasche abgegeben hat, um zu überleben, sollte sich das zu Herzen nehmen. Es gibt Momente für heroische Gesten, aber sie sind seltener, als wir denken. Der Grund, warum sich Menschen nach solchen Situationen schämen und schuldig fühlen, ist, dass sie nie darauf vorbereitet waren, so zu handeln. Wenn Du die Möglichkeit in Betracht ziehst, nicht zu kämpfen, kannst Du die Situation vielleicht so kontrollieren, dass Du nicht kämpfen musst. Wenn Du keine Alternativen zum Kampf in Betracht ziehst, hast Du nur eine Möglichkeit und daher auch nur eine Konsequenz, wenn es nicht funktioniert.

Trauma und Kontrolle
Ein Trauma entsteht, wenn Du mit einer hochstressigen Situation konfrontiert wirst, über die Du keine Kontrolle hast. Wenn Du bei einem Messerangriff Deine Brieftasche übergibst, weil Du keine andere Möglichkeit siehst – Du hast keine Kenntnisse in Selbstverteidigung – wirst Du ein gewisses Maß an Trauma erleben, selbst wenn Du rationalisierst, dass es richtig war (und es war richtig).

Vorbereitung auf das Unvermeidliche
Zu viele Menschen, die Opfer von Gewalt geworden sind, können das Erlebte nicht loslassen, weil sie nie auf die Situation vorbereitet waren oder nur ein bestimmtes Bild vor Augen hatten. Das Gefühl, weitermachen und das Geschehene loslassen zu können, kann ein Zeichen innerer Stärke und einer gewissen Selbstkontrolle sein. Wer jedoch ein traumatisches Ereignis immer wieder durchleben muss, in der Hoffnung, es im Nachhinein vielleicht doch noch verändern zu können, kämpft oft mit einem tief verwurzelten Gefühl der Hilflosigkeit und des Kontrollverlusts.

Traumatische Erlebnisse hinterlassen Narben, die weit über die körperlichen Verletzungen hinausgehen. Der innere Kampf mit den eigenen Gefühlen, die ständige Wiederkehr der belastenden Erinnerungen und der oft schmerzhafte Weg der Verarbeitung sind für viele ein ständiger Kampf. Es gilt zu erkennen, dass Loslassen nicht bedeutet, das Geschehene zu vergessen oder zu verharmlosen, sondern einen Weg zu finden, damit zu leben und es in die eigene Lebensgeschichte zu integrieren.

Jeder Mensch reagiert anders auf traumatische Ereignisse und es gibt kein Richtig oder Falsch im Umgang damit. Die einen schöpfen Kraft, indem sie sich nun verstärkt auf das Unvorhersehbare vorbereiten, andere brauchen professionelle Unterstützung, um mit den tiefen emotionalen Wunden umzugehen. Der Weg zur Heilung ist oft lang und steinig, aber er ist ein Zeichen der menschlichen Widerstandskraft und des unermüdlichen Strebens nach innerem Frieden.

Wir müssen als Gesellschaft ein tieferes Verständnis und mehr Empathie für die Komplexität von Traumata entwickeln. Das Erkennen und Akzeptieren der individuellen Wege, die Menschen bei ihrer Heilung gehen, ist ein wichtiger Schritt, um ihnen die Unterstützung und das Mitgefühl zu geben, die sie brauchen, um ihre innere Stärke wiederzufinden und die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen.

Dein Training bei PARANJALI®
Bei PARANJALI® lernst Du nicht nur, Dich körperlich zu verteidigen, sondern auch die Realität von Gewalt zu verstehen und zu akzeptieren: Nicht jeder Kampf endet mit einem klaren Sieg. Durch unser Training wirst Du nicht nur körperlich stärker, sondern Du wirst auch mental darauf vorbereitet, mit allen möglichen Konsequenzen besser umgehen zu können. Das kann Dir helfen, schneller loszulassen und weiterzumachen. Sei Dir bewusst, dass es in jedem Kampf unerwartete Wendungen geben kann und lerne, damit umzugehen.

Bleib wachsam, bleib neugierig!
Patric Klees