Gefahr erkennen: Wie Dein Körper Dich warnt
Vom Alltag zur Gefahr: Der Übergang in den Alarmzustand
Der erste Hinweis auf eine drohende Gefahr ist der Moment, in dem Dein Körper von einem entspannten in einen konfliktbewussten Zustand wechselt. Dies geschieht, wenn Dein Angstsystem ein Verhalten oder eine Handlung in Deiner Umgebung wahrnimmt, die auf eine möglicherweise schädliche Absicht hinweist. Diese Absichten müssen nicht unbedingt gegen Dich gerichtet sein – das muss erst bestätigt werden – aber die Bedrohung ist real. Das ist der Moment, in dem das Adrenalin in Deinen Körper strömt und Dein emotionaler Zustand Dir signalisiert, dass Ärger im Anmarsch ist.
Wir sind häufig der Annahme, dass diese Veränderung plötzlich eintritt, aber das ist nicht immer der Fall. Dein Körper kann Adrenalin auch allmählich und nicht in einem plötzlichen Schockmoment ausschütten. In einer verbalen Auseinandersetzung, die langsam an Intensität zunimmt, wirst Du vielleicht nach und nach Adrenalin ausschütten, während Du bei einer plötzlichen Bedrohung, z.B. wenn jemand eine Waffe auf Dich richtet, sofort in Alarmbereitschaft versetzt wirst. Dieser allmähliche Anstieg des Adrenalinspiegels kann es schwierig machen, zu erkennen, dass Dein Körper bereits reagiert, vor allem, wenn Du dieses Gefühl nicht gewohnt bist. Manchmal leugnet unser Verstand die Situation, in der wir uns befinden – „Das passiert mir nicht wirklich“ – und ignoriert so die Signale unseres Körpers.
Den eigenen Körper verstehen: Der Schlüssel zur Erkennung von Gefahren
Es ist hilfreich, die Signale Deines Körpers zu erkennen, um zu verstehen, in welchem emotionalen Zustand Du Dich befindest. Bei drohender Gefahr konzentriere ich mich weniger auf die Körpersprache anderer als auf meine eigene. Wenn ich jemanden auf mich zukommen sehe, achte ich auf die Reaktion meines Körpers. Fühle ich mich entspannt und nicht bedroht? Dann brauche ich nicht weiter zu analysieren, ob die Person eine Bedrohung darstellt. Mein Unterbewusstsein hat mir bereits gesagt, dass keine Gefahr besteht. Sich seiner eigenen Körpersignale bewusst zu sein, ist oft wertvoller, als zu versuchen, die Absichten des anderen zu deuten.
Ist das Unbehagen eine echte Gefahr?
Manchmal ist es schwer zu sagen, ob wir uns in einer Situation bedroht fühlen oder ob uns die Person nur unangenehm ist. Ein Beispiel: Du wartest an einer Bushaltestelle und jemand beginnt ein unangenehmes Gespräch, vielleicht über den verspäteten Bus. Jetzt stellt sich die Frage: Ist diese Person eine Bedrohung für Deine Sicherheit oder ist sie einfach nur lästig? Die Herausforderung besteht darin, zu unterscheiden, ob sich die Aggression gegen Dich richtet oder gegen etwas anderes – zum Beispiel gegen den Busfahrer des verspäteten Busses.
Von konfliktbewusst zu konfliktbereit
Der große Unterschied zwischen dem konfliktbewussten und dem konfliktbereiten Zustand besteht darin, dass im konfliktbereiten Zustand die Bedrohung eindeutig auf Dich gerichtet ist. Im konfliktbewussten Zustand musst Du eine dynamische Risikoeinschätzung vornehmen. Es gibt zwei mögliche Ergebnisse: hohes Risiko oder unbekanntes Risiko. Wenn die aggressive Person plötzlich anfängt, Dich direkt anzusprechen, ist die Situation eindeutig riskant. Wenn nicht, ist das Risiko unklar. Deine eigene Körpersprache kann Dir helfen, das Risiko besser einzuschätzen.
Körpersprache als Indikator: Augen und Lippen
In solchen Momenten überprüfe ich zwei Dinge: meine Augen und meine Lippen. Sind meine Augen weit aufgerissen, bin ich in einem Zustand der Angst. Sind sie zusammengekniffen, nähere ich mich einem Zustand der Aggression. Eine laute Beschwerde über den Bus kann bei mir entweder Angst oder Wut auslösen – beides kann vom Gegenüber missverstanden werden. Wenn die Person mich ansieht und mich in einem „aggressiven“ Zustand wahrnimmt, könnte sie mich als Bedrohung ansehen oder mich als Ziel ihrer Wut gewählt haben. Ebenso könnte sie, wenn sie erkennt, dass ich Angst habe, versuchen, mich zu kontrollieren, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.
Mein Ziel in einer potenziell gefährlichen Situation ist es, unauffällig zu bleiben und keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ein aggressiver Mensch nimmt subtile Bedrohungssignale sehr schnell wahr – deshalb lasse ich mein Adrenalin-System arbeiten und konzentriere mich auf die Interpretation der Ergebnisse.
Lippen als Indikator für Aggressivität
Wenn sich die Lippen zusammenziehen, ist das ein Zeichen für Aggression. Ich benutze dieses Körpersignal, um abzuschätzen, ob ich mich auf einen Kampf vorbereiten muss. Wenn ich merke, dass sich meine Lippen verengen, frage ich mich, ob mein Gegenüber noch in der Lage ist, vernünftig zu argumentieren. Wenn die Person nicht antwortet oder durcheinanderredet, weiß ich, dass die Situation kurz vor der Eskalation steht.
Fokus auf Einfachheit: Wenn es schnell gehen muss
Ich bevorzuge einfache, klare Signale, denn in emotional aufgeladenen Momenten nimmt unsere Fähigkeit ab, rational zu denken. Wenn ich erkennen kann, wo mein Körper emotional steht und ich klare Anzeichen dafür sehe, wie der andere reagiert, weiß ich, was zu tun ist – ohne einen langen Entscheidungsprozess durchlaufen zu müssen.
Dein Training bei PARANJALI®
Bei PARANJALI® lernst Du nicht nur, die Signale anderer zu erkennen, sondern vor allem, Deine eigenen körperlichen Reaktionen zu verstehen und gezielt einzusetzen. Indem Du Deine körpereigenen Warnsysteme richtig interpretierst, bist Du in der Lage, mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Unser Training hilft Dir, in brenzligen Situationen ruhig zu bleiben und kluge Entscheidungen zu treffen – bevor die Situation eskaliert.
Bleib wachsam, bleib neugierig!
Patric Klees