Verstehe die Psychologie eines Angreifers
Die Realität eines Überfalls
Stell Dir vor, ein Straßenräuber stellt Dir mit einem Messer zwei Optionen:
a) Übergebe Dein Portemonnaie oder
b) lass Dich verletzen.
Du kannst sicher sein, dass der Täter sich gut vorbereitet hat. Er hat ein Messer gekauft, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen und Dich zur Kooperation zu zwingen. Wenn er seine Forderung selbstsicher und kontrolliert vorbringt, weiß er genau, was er tut und wie er Dich zur Kooperation bewegen kann. Ist er jedoch emotional, nervös und wirkt außer Kontrolle, dann ist es weniger wahrscheinlich, dass er die Konsequenzen seines Handelns vollständig versteht und sich an die „Vereinbarung“ hält.
Drohung als Verhandlung
Eine Drohung ist im Grunde eine Verhandlung: Wenn Du dies nicht tust, wird jenes geschehen. Entscheidend sind der Kontext und der emotionale Zustand des Drohenden. Wenn jemand unmittelbar nach einem Streit droht, wiederzukommen und Schaden anzurichten, sind diese Drohungen oft weniger beängstigend als die leisen und überlegten Drohungen, die später folgen. Während direkte Einschüchterungen durchaus ernst genommen werden sollten, sind leise und später geäußerte Drohungen oft bedenklicher.
Kontext und Zeitabstand
Wenn Du diese beiden Faktoren – Kontext und Zeitabstand – berücksichtigst, bekommst Du ein gutes Bild von den Absichten einer Person. Ein emotionalisierter Mensch, der sofort Drohungen ausspricht, ist weit weniger bedrohlich als jemand, der seine Drohungen später, nach reiflicher Überlegung, ausspricht. Besonders ernst wird es, wenn Drohungen nicht öffentlich, sondern privat ausgesprochen werden. Private Drohungen werden oft erst dann öffentlich, wenn der Aggressor sie in die Tat umsetzt.
Worte im Affekt
Manche Menschen sagen im Affekt Dinge wie “Ich bringe Dich um”, aber Worte im Affekt bedeuten oft wenig oder gar nichts. Wenn jemand nach einem Streit im Affekt droht, ist die Drohung oft weniger ernst zu nehmen als wenn sie überlegt und strategisch ausgesprochen wird. Das heißt nicht, dass man sie nicht ernst nehmen sollte, sondern dass man verstehen muss, dass die Drohung aus einem Zustand der Unsicherheit kommt. Solche Personen fühlen sich gezwungen, extreme Forderungen und Drohungen auszusprechen, weil sie glauben, nur so ihr Ziel erreichen zu können.
Steigerung der Drohungen
Eine Person, die mit passiven Forderungen beginnt – „Du solltest darüber nachdenken, das zu tun“ – und diese dann zu aktiven Forderungen steigert – „Du solltest das besser tun“ – und schließlich zu Drohungen übergeht – „Wenn Du das nicht tust, wird das passieren“ – muss ernst genommen werden. Diese Personen sind am ehesten bereit, ihre Drohungen in die Tat umzusetzen. Menschen, die im Affekt handeln, denken oft nicht über den Moment hinaus. Wenn man sie dazu bringt, über die Konsequenzen nachzudenken, können sie oft von der Tat abgehalten werden. Personen, die ihre Handlungen über einen längeren Zeitraum planen, haben diese Konsequenzen wahrscheinlich bereits bedacht und einen Plan entwickelt, wie sie vermieden oder minimiert werden können.
„Slow Burn“ vs. „Fast Burn“ (langsame Eskalation vs. schnelle Eskalation)
Wir sprechen in solchen Situationen von „Slow Burn“ (langsame Eskalation) und „Fast Burn“ (schnelle Eskalation). Die Person, die ihre Drohungen langsam aufbaut und steigert, ist weitaus gefährlicher als die Person, die schnell eskaliert, auch wenn letztere unmittelbarer bedrohlich wirkt. Wenn es gelingt, Zeit und Raum zu schaffen, ist Deeskalation oft möglich. Wer aber Alternativen zur Gewalt ignoriert und seine Forderungen und Drohungen steigert, ist viel eher zu körperlicher Gewalt bereit.
Training bei PARANJALI®
Bei PARANJALI® lernst Du nicht nur, Dich körperlich zu verteidigen, sondern auch die Psychologie hinter Drohungen und Gewalt zu verstehen. Wir legen Wert darauf, dass Du erkennst, wann und warum Menschen gewalttätig werden, damit Du besser reagieren kannst.
Bleib wachsam, bleib neugierig!
Patric Klees