WARUM GRADUIERUNGEN IM KRAV MAGA NICHT ZIEHLFÜHREND SIND

Der Unterschied zwischen Kampfkunst und Selbstverteidigung

Auseinandersetzung auf der Straße lassen sich nie auf nur einen Angriff mit nur einer Lösung herunterbrechen. Den Straßenschläger interessiert es auch nicht, welchen Gürtel oder welches Level jemand hat.


Das feststehende Curriculum

Die größte Problematik bei den meisten gewinnorientierten Krav Maga Verbänden ist ein „feststehendes Curriculum“, vergleichbar mit dem der Kampfkünste. Hier wird „verfügt“, wie die Lösung für ein Problem aussieht. Nun wird aufgrund dieser in Stein gemeißelten Vorlage geprüft. Der Prüfling verwendet nun vorbildlich die Lösung A gegen den Angriff A und Lösung B geben den Angriff B usw.

„Also gibt es im PARANJALI® kein Curriculum?“

Natürlich arbeiten auch wir mit einem Curriculum, in dem für Angriffe oder Szenarien Lösungen „angeboten“ werden. Es macht durchaus Sinn, einen Leitfaden für Instruktoren und Schüler zu haben. Der Fokus liegt aber ganz klar bei der Entfaltung der eigenen Möglichkeiten und der Improvisation. Ein sinnvolles Curriculum muss lebendig sein und keinesfalls feststehend. Es sollte sich immer wieder auf den Prüfstand stellen lassen, damit es an neue Gegebenheiten angepasst werden kann. 


Das traditionelle Prüfungssystem

Nehmen wir mal an, in der Prüfungsvorlage ist auf Angriff A als Lösung A ein Wurf vorgesehen. Kann man viel Kraft und eine gewisse körperliche Statur aufweisen, funktioniert diese spezielle Wurf-Verteidigung großartig. Der Prüfling erfüllt nun alle choreographischen Vorgaben inkl. dem Wurf, mit einem ihm gut gesinnten Trainingspartner und bekommt seinen Gürtel, sein Patch oder seinen Fleißbienchen-Stempel.

War die Lösung A für den Angriff A nun die beste Technik für den „hageren Prüfling“ oder die beste Verfahrensweise für den „großen und massiv gebauten Autor“ der Prüfungsvorlage?

„Dann gibt es keine Prüfungen im PARANJALI®?“

Wir sind klar der Auffassung, dass man grundsätzlich keine Prüfungen braucht, um sich weiter entwickeln zu können. Wer allerdings wissen möchte, ob er das durchlaufene Modul auch praktisch umsetzen kann und sich damit selbst beweisen, dass er etwas gelernt hat, kann sich jederzeit kostenfrei auf die Probe stellen lassen (Modulüberprüfung), um sich einer Selbstreflexion zu unterziehen.


Graduierungs- und Gürtelsysteme

Graduierungssysteme haben in der nach Perfektion strebenden Kampfkunst durchaus Berechtigung – der perfekte Stand, der perfekte Tritt, mit dem perfekten Partner, im perfekten Dojo unter perfekten Bedingungen. Für eine realistische Selbstverteidigung gelten jedoch andere Maßstäbe.

Das traditionelle, farbenfrohe Gürtel-Graduierungssystem, ist trotz seiner modischen Aspekte und durchaus motivierenden Faktoren leider nicht zielführend, um sich auf die „Regeln der Straße“ vorzubereiten. Jedem sollte zu jeder Zeit, der Zugang zu jeder Technik oder Vorgehensweise offenstehen und nicht erst dann, wenn die vorgeschriebene Warte- oder Sperrfrist es zulässt.

„Aber man braucht doch Ziele?!“

Richtig, das Ziel sollte aber nicht das jahrelange Streben nach der nächsten Graduierung oder ein perfektes Nachahmen von Bewegungen sein, sondern das Lösen eines akut lebensbedrohlichen Problems und das unversehrte Entkommen aus einer überraschenden, brenzligen und brutalen Situation.