Realität schlägt Theorie – Warum echte Selbstverteidigung mehr braucht als Technik
Der Trainingsraum – ob Dojo, Studio oder Halle – ist ein sicherer Ort. Und das ist auch gut so. Er soll Struktur geben, einen geschützten Rahmen bieten und eine klare Lernumgebung schaffen. Aber eines kann er nicht: die Unberechenbarkeit realer Gewalt vollständig abbilden. Und genau deshalb muss ein gutes Selbstverteidigungstraining über das bloße Pauken von Techniken hinausgehen.
Denn wer im Ernstfall bestehen will, braucht weit mehr als körperliche Bewegungsmuster. Es geht darum, Bedrohungen zu erkennen, sie richtig einzuordnen, unter Adrenalin kluge Entscheidungen zu treffen – und auch unter Schmerzen handlungsfähig zu bleiben. All diese Aspekte müssen trainiert werden, wenn Selbstverteidigung nicht zur theoretischen Übung verkommen soll.
Gewalt ist selten spontan – sie kündigt sich an
Echte Angriffe kommen selten aus dem Nichts. Oft gibt es Vorzeichen: eine Veränderung im Bewegungsmuster, ein aufdringlicher Blick, eine Verringerung der Distanz, eine Veränderung im Tonfall. Wer geübt ist, erkennt diese Signale. Aber um sie zu erkennen, muss man sie auch regelmäßig trainieren – und zwar in realistischen, dynamischen Szenarien.
Wenn Du zum Beispiel Abwehrtechniken lernst, sollte nicht nur die Abwehr an sich im Mittelpunkt stehen. Genauso wichtig ist es, den Moment zu erkennen, in dem eine Waffe gezogen wird – und den Unterschied zwischen feststehenden und Klappmessern zu verstehen. Denn ein Klappmesser braucht Zeit zum Öffnen, die man nutzen kann – wenn man sie erkennt.
Und: Waffen werden nicht nur zu Beginn einer Auseinandersetzung gezogen. Manchmal auch erst mitten im Kampf. Auch das solltest Du üben.
Adrenalin – ein nützlicher Begleiter, wenn Du ihn kennst
Adrenalin ist unvermeidlich. Es ist Dein natürlicher Begleiter in Stresssituationen – und das ist gut so. Es schärft Deine Sinne, beschleunigt Deine Reaktionen, mobilisiert Deine Kräfte. Aber nur, wenn Du gelernt hast, es zu kontrollieren. Sonst lähmt es Dich.
Das limbische System – vor allem die Amygdala – entscheidet blitzschnell, ob Du kämpfst, fliehst oder erstarrst. Und es greift dabei auf gespeicherte Erfahrungen zurück. Wenn Deine bisherigen Erfahrungen mit Stress ausschließlich negativ waren – zum Beispiel durch chaotisches Sparring ohne klare Anweisungen oder unkontrollierte Überforderung – wird Dein Körper im Ernstfall genau so reagieren: mit Blockade.
Ein gutes Training hilft Dir, Adrenalin nicht als Bedrohung, sondern als Ressource zu sehen. Nur wer regelmäßig und kontrolliert Stresssituationen erlebt – und sie erfolgreich meistert – kann im Ernstfall ruhig, konzentriert und entschlossen bleiben.
Schmerz ist nicht die Ausnahme – sondern der Normalfall
Wer sich realistisch mit Selbstverteidigung beschäftigt, weiß: Früher oder später wird man getroffen. Der perfekte Block ist ein Mythos – irgendetwas wird durchkommen. Und dann stellt sich nur eine Frage: Brichst Du zusammen oder machst Du weiter?
Der Umgang mit Schmerz ist trainierbar. Das Gehirn kann lernen, ihn auszublenden, ihn einzuordnen, ihm nicht zu viel Raum zu geben. Vorausgesetzt, man hat die Möglichkeit, dies im Training zu erfahren – in einem sicheren, kontrollierten Rahmen. Denn wenn Schmerz ausschließlich mit Kontrollverlust und Angst assoziiert wird, interpretiert ihn Dein Körper im Ernstfall genau so.
Wenn Du hingegen trainierst, unter Belastung klar zu denken und weiterzumachen, wird Schmerz zu etwas, das Du bewältigen kannst – und nicht zu etwas, das Dich lähmt.
Technik ist nur die Hülle – Können ist der Kern
Es gibt viele Menschen, die im Training beeindrucken: saubere Bewegungen, schnelle Reaktionen, ein perfekter Stand. Doch was passiert, wenn es plötzlich laut, eng, hektisch und emotional wird? Dann zeigt sich, wer die Technik nur wiederholt hat – und wer sie verinnerlicht hat.
Echte Selbstverteidigung ist multidimensional. Sie findet nicht auf glattem Boden bei guter Beleuchtung statt, sondern im Chaos, unter Stress, oft ohne Vorwarnung. Wer dafür gewappnet sein will, muss sich mit all diesen Ebenen auseinandersetzen – körperlich, geistig und emotional.
Dein Training bei PARANJALI®
Bei PARANJALI® trainierst Du nicht nur Bewegungen – Du entwickelst Fähigkeiten. Wir legen großen Wert darauf, alle Dimensionen der Selbstverteidigung zu vermitteln: von der realistischen Bedrohungserkennung über gezieltes Stressmanagement bis hin zur körperlichen Durchsetzungsfähigkeit. Wir geben dir Werkzeuge an die Hand, um auch in dynamischen, unvorhersehbaren Situationen klug, kontrolliert und effektiv handeln zu können.
Denn wir glauben: Techniken kann jeder lernen. Aber Können entsteht erst durch intelligentes, realitätsnahes und verantwortungsbewusstes Training.
Bleib wachsam, bleib neugierig!
Patric Klees